Aargauer Konferenz der Religionen
Medienmitteilung vom
Vor zehn Jahren wurde die Aargauer Konferenz der Religionen (AKoRel) gegründet. Ihr Ziel ist es, das Vertrauen und das friedliche Zusammenleben der Religionen zu fördern, gemeinsame Anliegen mit staatlichen Stellen zu besprechen und auf aktuelle Themen einzugehen. Zum Gremium gehören die wichtigsten Religionsgemeinschaften im Kanton: die Israelitische Kultusgemeinde Baden, der Verband Aargauer Muslime, sowie die Reformierte, die Römisch-Katholische und die Christkatholische Landeskirche. Beim Jubiläumsfestakt zum zehnjährigen Bestehen am 23. Mai im Grossratsgebäude Aarau stand die interreligiöse Zusammenarbeit in der Armeeseelsorge im Zentrum.
Seit ihrer Gründung vor zehn Jahren setzt sich die Aargauer Konferenz der Religionen (AkoRel) dafür ein, das gegenseitige Vertrauen und das friedliche Zusammenleben verschiedener Religionen zu fördern. Sie steht für Sicherheit, Freiheit und die Werte einer demokratischen und offenen Gesellschaft im Kanton Aargau ein. Gerade in den heutigen spannungsreichen Zeiten ist interreligiöser Austausch wichtiger denn je.
In der Begrüssung sagte Christoph Weber-Berg, Präsident des Kirchenrats der Reformierten Landeskirche Aargau: «In der Zusammenarbeit im Rahmen der AKoRel wurde in den letzten zehn Jahren eine verlässliche Vertrauensbasis geschaffen. Wir besuchen einander, unterstützen uns gegenseitig, feiern Jubiläen miteinander und können so auch in herausfordernden Situationen an einem Tisch zusammenzukommen.»
Für Ernst Blust, Präsident des Kirchenrats der Christkatholischen Landeskirche des Kantons Aargau, ist AKoRel ein gutes Gefäss: «Es entspricht dem liberalen christkatholischen Selbstverständnis: Wir sind nicht dogmatisch unterwegs. Für uns ist der Austausch wichtig.»
Raphael Weisz, ehemaliger Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Baden, ergänzte: «Gerade in der heutigen Zeit ist es eine Notwendigkeit, dass sich vernünftige Führungspersonen der Religionen miteinander austauschen. Man muss nicht immer einer Meinung sein, aber man muss über jedes Thema reden können, um zu einer gemeinsamen Lösung zu kommen.» Jael Tarantul, seit Juni 2023 mit Sam Wyler im Co-Präsidium der Israelitischen Kultusgemeinde Baden, freut sich auf die zukünftige Zusammenarbeit: «Ein guter, offener Austausch ist die Basis für eine gelungene Interaktion zwischen Kulturen, Religionen und Menschen.» Die Basis dafür ist mit AKoRel gelegt: Man achtet aufeinander, kennt die Bedürfnisse der Anderen, nimmt Rücksicht. «Ich hatte nicht erwartet, dass es koschere Brötchen zum Apéro gibt!», stellte Sam Wyler erfreut fest.
Auch für Halit Duran, Präsident des Verbands Aargauer Muslime, ist AKoRel wichtig, um miteinander statt übereinander zu reden: «Wenn Vertretungen der Religionsgemeinschaften im Aargau vertrauensvoll miteinander sprechen können, ist das auch ein starkes Zeichen gegen aussen.»
Luc Humbel, Präsident des Kirchenrats der Römisch-Katholischen Landeskirche im Aargau, dankte seinen AKoRel-Kollegen für zehn Jahre Zusammenarbeit: «Wir haben uns nicht überhöht, sondern – wie beabsichtigt – den Fokus auf den Kanton Aargau gehabt, nicht auf der Weltpolitik. Wenn im Aargau etwas passiert ist, dann kam aus dem AKoRel-Kreis häufig der erste Telefonanruf. Wir waren füreinander da.»
Bei der Feierstunde anlässlich des zehnjährigen AKoRel-Jubiläums am 23. Mai stand das Thema interreligiöse Zusammenarbeit in der Armeeseelsorge im Zentrum.
Im Grusswort sprach Regierungsrat Alex Hürzeler, Vorsteher des Departements Bildung, Kultur und Sport, davon, dass die Welt heute nicht mehr dieselbe sei wie vor zehn Jahren. Gerade in der heutigen Welt sei es wichtig, das gegenseitige Verständnis zu fördern. Trotz christlicher Werteordnung sei die Schweiz ein multireligiöses Land, in dem die Religionsfreiheit verfassungsmässig garantiert ist. Er dankte den Religionsgemeinschaften und AKoRel für ihr Engagement und ihren Einsatz für demokratische Grundwerte und ein friedliches Zusammenleben.
Hauptmann Samuel Schmid, Chef der Armeeseelsorge, erklärte in seinem Vortrag, die Armee sei wie die heutige Gesellschaft multireligiös. Im Unterschied zu den meisten europäischen Ländern, in denen konfessionelle Seelsorge angeboten werde, gehe die Schweiz einen anderen Weg: «Wir sind eine Armee für alle und eine Armeeseelsorge für alle. Das ist der Schweizer Weg.» Die Armeeseelsorge habe Partnerschaften mit insgesamt 23 verschiedenen Kirchen und religiösen Gemeinschaften. Nur zu buddhistischen und hinduistischen Gemeinschaften fehlten derzeit Ansprechpersonen. v
Dass im letzten Jahr muslimische Armeeangehörige auf Gebetsteppichen für mediale Aufregung sorgten, ist für Samuel Schmid unverständlich: «Jede Schweizerin und jeder Schweizer soll in der Armee die Möglichkeit haben, ihren Glauben zu leben. Diese Offenheit und Toleranz sollte auf Basis der Rechtsstaatlichkeit möglich sein. Wir alle setzen uns gemeinsam für Sicherheit der Schweiz ein.», so Schmid, und er ergänzte: «Wir haben keine reformierten, katholischen, jüdischen oder muslimischen Armeeseelsorger. Wir haben nur Armeeseelsorger – mit katholischem, reformiertem, muslimischen oder jüdischem Hintergrund. Wir arbeiten als Team zusammen.» Mit Gesprächen, Gruppenbesuchen, Schulungen, Ritualen, psychologischer Nothilfe, sowie auch durch Beratung der Kommandanten und Kader sei die Armeeseelsorge als vorurteilsfreier Wegbegleiter für alle da – unabhängig davon, ob jemand einen religiösen Hintergrund habe oder nicht. Dennoch ist der Transzendenzbezug für Samuel Schmid wichtig: «Es gibt eine höhere Macht. Wir sind vor Gott und den Menschen verantwortlich.»
Muris Begovic, Armeeseelsorger mit muslimischem Hintergrund, bekräftigte: «Ich bin froh, dass wir nicht von Spiritual Care reden, sondern von Armeeseelsorge. Wir sind in der jeweiligen Religion verankert und können aus diesem Rucksack unser Wissen weitergeben.»
Auch durch Vermittlung von Wissen, wie Zsolt Balkanyi-Guery, Armeeseelsorger mit jüdischem Hintergrund, anfügte: «In der Armeeseelsorge werden oft persönliche Fragen thematisiert. Wichtig ist auch die Vermittlungsarbeit, etwa bezüglich der Teilnahme an Feiertagen und religiösen Festen.»
Zum Gremium der AKoRel gehören die wichtigsten Religionsgemeinschaften im Kanton: die Israelitische Kultusgemeinde Baden, der Verband Aargauer Muslime, sowie die Reformierte, die Römisch-Katholische und die Christkatholische Landeskirche. Die Konferenz steht weiteren Gemeinschaften offen, sofern diese im Kanton eine gewisse Relevanz haben und sich am Dialog mit anderen Glaubensgemeinschaften beteiligen.
In den vergangenen zehn Jahren fanden die jährlichen Treffen der jeweiligen Kirchenrats- bzw. Verbandspräsidenten an wechselnden Orten statt: im Jahr 2022 in der Moschee Tulipan in Reinach, im Jahr 2023 in der Synagoge Baden.
Im Namen der Aargauer Konferenz der Religionen:
Raphael Weisz, ehemaliger Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Baden
Luc Humbel, Präsident des Kirchenrats der Römisch-Katholischen Landeskirche im Aargau
Christoph Weber-Berg, Präsident des Kirchenrats der Reformierten Landeskirche Aargau
Ernst Blust, Präsident des Kirchenrats der Christkatholischen Landeskirche des Kantons Aargau
Halit Duran, Präsident des Verbands Aargauer Muslime
Download Medienmitteilung als PDF (430 KB)